Der Wunsch nach Papageien ist verständlich. Es sind ausserordentlich faszinierende Vögel. Leider gibt ein Grossteil der einstmals begeisterten Papageienkäufer ihre Vögel wieder weiter, so dass sie am Schluss in der APS landen. Dies zeigt, dass Papageien ausserordentlich anspruchsvolle Pfleglinge sind. Zudem sind und bleiben sie Wildtiere.
Bedenkpunkte vor der Anschaffung eines Papageis
Man sollte, wenn schon, dann gleich zwei artgleiche Papageien anschaffen. Papageien sind sehr soziale Lebewesen, die leiden, wenn sie einzeln gehalten werden. Ein Mensch ist nicht im Stande, dauerhaft und täglich während vielen Stunden einem Einzelvogel Gesellschaft zu leisten und sich mit ihm zu beschäftigen.
Vor der Anschaffung muss man wissen, dass Papageien, im Wohnbereich gehalten, sehr viel Schmutz produzieren und Staub abgeben sowie aufwirbeln. Zudem sind es lautstarke Tiere, die einen grossen Platzbedarf haben. Halten sie ihre Papageien nicht in den im Zoofachhandel üblicherweise als Zimmervolieren angebotenen, fahrbaren Käfigen von ungefähr 1 Meter Länge x 75 Zentimeter Breite x 1,50 Meter Höhe. Ausser es handelt sich um ein Paar Wellensittiche oder Agaporniden. Es gibt heute sinnvollere Lösungen zur Haltung von Papageien im Wohnbereich.
Ein Paar Amazonen oder Graupapageien, in beengten Verhältnissen gehalten, entwickeln mit der Zeit oder spätestens bei Erreichen der Geschlechtsreife im Alter von ungefähr 4 Jahren Aggressionen gegeneinander. Ein Vogel wird dann vom anderen unterdrückt, was zu Frustrationen führen kann, die sich beispielsweise in Verhaltensstereotypien oder im Rupfen der eigenen Federn äussern können. Es gibt heute gute Volierenbauer in der Schweiz wie beispielsweise Volierenbau Senn, Heimenhausen, oder Volierenbau Leuenberger, Rohrbachgraben (bitte beachten Sie die Inserate in der Exoits-Zeitschrift „Gefiederter Freund“), die Zimmervolieren nach Mass bauen und sie auch gleich selber in der Wohnung montieren. Eine solche Zimmervoliere wird bald zum Schmuckstück und Anziehungspunkt einer Wohnung.
Sie sollte für ein Paar Graupapageien oder Amazonen die ungefähren Masse von 2 Meter Länge x 1,8 Meter Breite x Zimmerhöhe nicht unterschreiten. Die Rückwand kann attraktiv mit Urwaldbildern bemalt werden, so dass die farbliche Komponente, die sehr wichtig bei der Haltung von Vögeln ist, gleich eingebunden ist. Sie sehen also, dass die Haltung eines Papageienpaares viel Platz beansprucht. Können Sie diesen Platz aufbringen? Wenn nicht, dann entscheiden Sie sich lieber für Wellensittiche oder Agaporniden.
Das Argument, dass die Papageien sowieso viel Freiflug in der Wohnung geniessen, wird vielfach angeführt. Bei näherem Nachforschen stellt sich dann heraus, dass in den meisten Fällen Freiflug während höchstens zwei Stunden am Abend gewährt wird. Das heisst, dass die Papageien während den restlichen 22 Stunden im Käfig verbleiben müssen. Da lohnt es sich schon, eine grosszügige Zimmervoliere anzuschaffen. Zudem haben Sie damit eine langfristig gute Lösung für ihre Vögel.
Wenn Sie diese Platzansprüche befriedigen können, wenn Ihnen sowie Ihren Nachbarn der Lärm nichts ausmacht, wenn Sie der reichlich produzierte und überall in der Wohnung verteilte Gefiederstaub und der anderweitige Schmutz nicht stört, wenn es Ihnen nichts ausmacht, mit frischen Ästen aus dem Wald in Ihrer Wohnung zu hantieren und wenn Sie täglich während etlichen Jahrzehnten für die Papageien sorgen möchten und zudem eine gute, verlässliche Ferienvertretung haben, dann können Sie mit gutem Gewissen an die Anschaffung eines Papageienpaares denken.
Einen Hund hat man während 10 bis vielleicht 16 Jahren, Grosspapageien aber können problemlos ein Alter von 50 Jahren oder mehr erreichen.
Bericht: Lars Lepperhoff, Ittigen bei Bern
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